2009 hat die UNESCO die Dolomiten, eine der schönsten Naturlandschaften der Erde, zum Welterbe der Menschheit erklärt. Schon zuvor inspirierten diese Berge Goethe und Le Corbusier. Was bestätigt, dass unsere Dolomiten mehr sind als nur Landschaft: Sie sind der gemeinsame Nenner für mehrere Provinzen und Regionen, die durch die Wertschätzung der jeweiligen Unterschiede die UNESCO und die Vision eines gemeinsamen Guts fördern - die Dolomiten.
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Das Sellamassiv ist ein Gravitationszentrum, von dem vier Täler abgehen: Das Grödner Tal mit seiner großen Holzschnitzer-Tradition, das ladinische Alta Badia mit seinem Mix aus Glamour, ferner Arabba mit seiner Ursprünglichkeit und alpinem Brauchtum und schließlich das vom Trentino geprägte Fassatal. Vier Täler, vier unterschiedliche Charaktere, aber ein gemeinsamer Nenner: die Dolomiten.
Nachdem Gröden über Jahrhunderte hinweg ausschließlich landwirtschaftlich genutzt wurde, entdeckte die Bevölkerung im 17. Jh. ihre künstlerische Begabung. In den kommenden Jahrzehnten wendeten sich viele Grödner Familien von der Landwirtschaft ab und wurden Holzschnitzer, Bildhauer, Kunstschreiner, Maler und Vergolder. Die Grödner Holzprodukte fanden europaweit und sogar in der ganzen Welt Absatz. Der zweite große Entwicklungsschritt für Gröden kam mit dem Beginn des Tourismus. Die zahllosen Bergsteiger- und Klettermöglichkeiten brachten neue Arbeitsplätze und zusätzlichen Wohlstand ins Tal. Heute zählt Gröden zu den beliebtesten Wintersportorten der Welt und kann auf eine große sportliche Tradition verweisen. So fanden hier 1970 die Weltmeisterschaften im alpinen Skilauf statt, 1981 die Weltmeisterschaften im Eishockey der Gruppe B, und seit 1972 ist Gröden Austragungsort des Ski-Weltcups mit Abfahrtslauf und Super G auf der Saslong-Piste.
Über Jahrhunderte hinweg gehört es zum österreichisch-ungarischen Tirol, bevor das Gebiet nach dem Ersten Weltkrieg schließlich Italien zugeschlagen wurde. Die Sella, der zentrale Gebirgsstock der Dolomiten, ragt majestätisch über Arabba auf, das bis vor wenigen Jahrzehnten ein abgelegenes Bergdorf war. Mit dem Einsetzen des Wintertourismus entpuppte sich seine Lage jedoch als äußerst günstig, weil es direkt auf der berühmten Ski-Rundtour Sellaronda liegt. Livinallongo war in seiner langen Geschichte vielleicht das ärmste der ladinischen Täler. Am größten war die Armut während und nach dem Ersten Weltkrieg, weil die Front zwischen Österreich und Italien genau durch das Tal verlief und so einen Großteil der Bevölkerung zur Auswanderung zwang. Neben dem Fremdenverkehr, der im Sommer Straßenradlern mit dem Pordoijoch viele Möglichkeiten bietet und Bergsteigern mit den zahlreichen Klettersteigen in der Umgebung, sind Arabba und seine Umgebung auch ein bergbäuerlich geprägtes Land geblieben, in der Milchwirtschaft und die Herstellung hochwertiger Käse dominieren.
Auch Alta Badia hat eine landwirtschaftliche Vergangenheit, in der das Leben hart war und die Menschen arm, weil die wenigen nutzbaren Flächen an den steilen Berghängen angesichts der Höhenlage und des Alpinklimas nicht viel hergaben. Anfang des 20. Jh. waren die hohen Dolomitengipfel, welche die Dörfer Alta Badias überragen, die große Attraktion, die den touristischen Betrieb einläutete. Dieser legte besonders nach dem 2. Weltkrieg zu, als vor allem der Wintertourismus allmählich den Platz der Landwirtschaft als wichtigste Wirtschaftssparte einnahm. 1947 wurde auf dem Col Alt der erste offiziell zugelassene Sessellift Italiens in Betrieb genommen. Parallel zu Tourismus und Handwerk hat sich in Alta Badia, wie im gesamten Gadertal, die Landwirtschaft als starker Sektor jedoch halten können. Ihr ist es zu verdanken, dass das Tal im Sommer lebendig, blühend und natürlich wirkt. Die sportliche Eignung von Alta Badia zeigt sich in der langen Tradition des Ski-Weltcups mit dem Riesenslalom auf der Gran-Risa-Piste in La Villa.
Fascia – so der ladinische Name – gehörte über Jahrhunderte zum Gebiet des Österreichisch-Ungarischen Tirols, bis es nach dem Ende des Ersten Weltkriegs an Italien überging. Das Fassatal ist das einzige ladinische Tal, das zur Provinz Trient gehört. Im Tal fallen die in bunten Farben gestrichenen Häuser mit ihren dekorativen und allegorischen Fassadenbildern auf. Sie gehen auf die im Fassatal heimischen „Wandermaler“ zurück. Um der Armut zu entfliehen, die im 19. Jh. im Tal herrschte, gingen die Maler auf Wanderschaft in ganz Europa und boten ihre Dienste beim Bemalen und Dekorieren von Häusern, Palästen und Kirchen des ganzen Kontinents an. Auch das Fassatal hat sich in jüngerer Vergangenheit dem Tourismus zugewendet, und zwar sowohl im Sommer als auch im Winter.